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Alexander Maria Wagner über seine erste Sinfonie „Kraftwerk“:

Die Sinfonische Musik des zwanzigsten Jahrhunderts beeindruckt mich am meisten, wenn sie von thematischer und klanglicher Komplexität und Radikalität geprägt ist wie zum Beispiel Strawinskys „Sacre“ oder Bergs Violinkonzert.

Klangfarbenspiele, auch wenn sie so raffiniert wie in Ligetis „Atmosphères“ zusammenwirken, langweilen mich und scheinen mir ohne deutlichen Inhaltsbezug so überflüssig wie ausgelaufene Ölfarbe.

Deshalb habe ich in meiner ersten Sinfonie vor allem versucht, breitgefächerte Klangfarbenpaletten in thematisch deutlich aufeinander bezogene Strukturen einzubinden, um so Kraftfelder des sinfonischen Klangs zu erzeugen, die das Gewöhnliche überschreiten, ohne die Regeln des verantwortlichen Durchhörens zu zerstören.

Starke rhythmische Eindeutigkeit bildet über weite Strecken eine Art Korsett, das die Motivkomplexe gewissermaßen umzäunt. Im langsamen Satz erlaube ich mir, mit einer nostalgischen Form zu spielen, der Variation. Ich sehe es nicht als meine Aufgabe an, die gesamte Musik neu zu erfinden; unsere Vorfahren waren nicht nur nicht blöde, sondern häufig sogar absolut genial.

Deshalb werden sie für mich nie zum „alten Eisen“ gehören und von wem sollte ich denn mehr lernen können als von ihnen.

Selbstverständlich möchte ich auch Neues ausprobieren und im besten Sinne radikal voranschreiten, doch mein Respekt für die europäische Musikgeschichte ist zu groß, als dass ich mein Heil in ihrer Negation suchte.

Der Titel „Kraftwerk“ soll nicht zuletzt auch für die Begeisterung stehen, mit welcher ich meine musikalischen Felsbrocken aufgetürmt und eingefärbt habe.

J.S.Bach / A. M.Wagner

Chromatische und Diatonische Phantasie

Meine Bearbeitung der Chromatischen Fantasie und Fuge von Bach mag Empörung auslösen. Ich sehe schon ein, dass man als Sechzehnjähriger dem größten Meister der Musikgeschichte nicht einfach ungeniert zu Leibe rücken darf. Doch mein Anlass war nichts als Bewunderung für dieses Werk.

Ich wollte etwas Adäquates versuchen und schrieb unzählige Skizzen für ein Pendant. Geplant hatte ich eine „Diatonische Phantasie“ von ähnlicher Großzügigkeit wie die „Chromatische“.

Während der Arbeit fiel mir immer wieder Bachs herrliche Fuge ein, deren Thema auf einem verzwirbelten B-A-C-H Motiv beruht, nämlich A-B-H-C.

Als sie mir gar nicht mehr aus dem Kopf gehen wollte, entschied ich mich, sie in meine Komposition zu integrieren. Was lag also näher, als bei einer Aufführung die Bachsche Phantasie der meinen voranzustellen. Und so hören Sie in dieser Aufnahme beide Stücke hintereinander, die Fuge bleibt Ihnen also nicht gänzlich vorenthalten. Allerdings hält sich der Urenkel am Uropa fest, ja er „begreift“ ihn geradezu, während seine „Phantasie“ den Bachschen Kontrapunkt staunend durchschreitet.

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